#896 Brief an Kaufhaus Nathan Israel
Datierung | 1930-04-02 |
Absendeort | Berlin, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 1 S., T Durchschlag |
Provenienz | BArch, Berlin, NS26-2138 |
Briefkopf | - |
Poststelle | - |
Personen |
Kaufhaus Nathan Israel
Israel, Lotte Walsch, ? Toller, Ernst |
Institutionen | Kaufhaus Nathan Israel |
Wilmersdorf,
Württembergischestr. 21.
Den 2. 4. 30.
N. Israel.
Möbelabteilung
Berlin.
Königstrasse.
Zu meinem Bedauern bin ich gezwungen, Ihnen den Schreibtisch zur Verfügung zu stellen. Auf meine Reklamation hin, haben Sie kürzlich den Schreibtisch zur Reparatur abholen lassen, weil die ausziehbare Platte nicht ausziehbar war, Griffe, die anstatt angezapft angeleimt waren, allein durch die Wärme des Zimmers abfielen, Einlegebretter sich verzogen, Beschlagleisten sich in die Luft wölbten usw. Der Schreibtisch wurde mir wieder zugesandt, und ich finde Folgendes. Das Ausziehbrett hat einen Sprung, der durchgeht. Die abgewölbten Leisten sind wie minderwertigste Kistenarbeit, die sich kein kleinster Tischler abzuliefern getraut hätte, mit sichtbaren Nägeln, die das Holz einreissen, eingehauen worden. Die Schubladen lassen, wenn sie geschlossen sind, weite Spalten offen. Unter diesen Umständen kann ich mich auf eine neue Reparatur nicht mehr einlassen, stelle Ihnen den Schreibtisch zur Verfügung und bitte Sie, ihn in den nächsten Tagen abholen zu lassen. Gleichzeitig bitte ich Sie um eine spezifizierte Rechnung mit Angabe der gelieferten Gegenstände und eingegangenen Gelder, damit ich einen Überblick habe. Frau Israel hatte mit Ihrem Herrn Walsch Lieferungen in Höhe von 700 Mk (ohne Schreibtisch und Teppich) ausgemacht. Nach Ihren jetzigen Forderungen ist der Betrag weit überschritten.
Hinzu kommt Folgendes: Frau Israel hat seinerzeit ein Bett für mich bestellt. Das Bett wird jetzt von mir zwei Monate benutzt. Letzte Nacht ist ohne mein Zutun die ganze Rückwand abgebrochen. Scheinbar hatte man feuchtes Holz verwandt und die Wand einfach angeleimt. Solche Mängel hätte ich von Ihrem Haus am wenigsten erwartet. Ich hätte gute Lust, Ihnen auch das Bett zur Verfügung zu stellen. Mit solchen Arbeiten empfehlen Sie Ihren Etat – Wohnheimberatung nicht sonderlich, und ich werde mir überlegen, ob ich diese Dinge nicht im Interesse anderer Käufer öffentlich behandeln soll.
Hochachtungsvoll