Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#675 Brief an Betty Frankenstein
Datierung | *1927-11-09 |
Absendeort | Zürich, Schweiz |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., M + Kuvert Datierung wurde über den Poststempel erschlossen. |
Provenienz | DLA Marbach, Bestand A:Toller, Zugangsnr. 62.199/33 |
Briefkopf | Erich Katzenstein, Dr. med. |
Poststelle | Zürich Briefversandt / 9. XI / 1927 |
Personen |
Frankenstein, Betty
Katzenstein, Erich Oberholzer, Josef Toller, Ernst Frankenstein, Betty |
Liebe Betty, jetzt bin ich ratloser denn je. Ich war beim Dr. Oberholzer, den mir Erich K. empfahl. Resultat: Bereitschaft, aber – ich müsse mich für unbegrenzte Zeit freimachen, mindestens für … sechs Monate, es kann auch länger dauern. – Das vermag ich nicht! Sechs, neun Monate in Zürich bleiben, das könnte ich vielleicht, wenn ich Glauben, Hoffnung aufbrächte. Und gar in dieser Jahreszeit, grau, Nebel, Regen, Föhn. – Was kann ich mehr schreiben heute? Vielleicht bin ich sehr rasch wieder in Berlin. Paar Tage mich irgendwo erholen möchte ich schon, aber das Wetter ist überall, im Tessin und im Gebirge, miserabel. E. K. rät mir zu, hier zu bleiben – mich graut. Aber mich graut auch vor meiner „Verfassung“. Vielleicht überwind ich sie – dann hab ich eben einen Ausflug gemacht, halte durch bis Mitte Dezember und sehe dann weiter. Wäre ich nur nach R. gefahren – Sie hatten unrecht, Betty, mir abzureden. Selbst der Dr. O. meinte, die Reise hätte mich hochgerissen. – Es ist schließlich meine Schuld. Grüße E. T.