Siegfried Jacobsohn (* 28. Januar 1881 in Berlin; † 3. Dezember 1926 in Berlin) war ein deutscher Journalist und Theaterkritiker jüdischer Abstammung.
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Julius Friedrich Lehmann (* 28. November 1864 in Zürich; † 24. März 1935 in München) war ein deutscher Verleger und Gründer des J. F. Lehmanns Verlags, der medizinische, völkische und rassistische Literatur veröffentlichte.
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Karl Paul August Friedrich Liebknecht (* 13. August 1871 in Leipzig; † 15. Januar 1919 in Berlin) 1918/19 Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands. Während der Novemberrevolution rief Liebknecht am 9. November 1918 vor dem Berliner Schloss eine „freie sozialistische Republik“ aus. Kurz nach der Niederschlagung des Berliner Januaraufstands wurden er und Rosa Luxemburg von Freikorps-Offizieren ermordet.
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Rosa Luxemburg (* 5. März 1871 als Rozalia Luksenburg in Zamość, Königreich Polen; † 15. Januar 1919 in Berlin) war eine marxistische Politikerin; 1919 Mitbegründerin der Kommunistische Partei Deutschlands.
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Gustav Landauer (geboren am 7. April 1870 in Karlsruhe; gestorben am 2. Mai 1919 in München-Stadelheim) war Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Theoretiker und Aktivisten des Anarchismus in Deutschland. Nach Niederschlagung der Münchner Räterepublik wurde er von antirepublikanischen Freikorps-Soldaten in der Haft ermordet.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#482 Brief an Siegfried Jacobsohn
Datierung | 1926-09-17 |
Absendeort | Sanary-sur-Mer, Frankreich |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T |
Provenienz | BArch, Berlin, NS26-02138 |
Briefkopf | - |
Publikationsort | Antworten. In: Die Weltbühne, 22 (1926), Bd. II, Nr. 39 vom 28.9., S. 517. |
Personen |
Jacobsohn, Siegfried
Lehmann, J. F. Liebknecht, Karl Luxemburg, Rosa Landauer, Gustav Mannheim, ? Toller, Ernst Jacobsohn, Siegfried |
Institutionen | Die Weltbühne (Berlin) |
Ernst Toller.
z. Zt. Sanary sur Mer (Var)
den 17. IX. 26.
La Gorguette, chez Blanc.
Lieber Herr Jacobsohn!
Ich bitte Sie, unter Ihre Antworten ein paar Bemerkungen zu J. F. Lehmanns „Berichtigung“ aufzunehmen.
Dass Herr Lehmann in Abrede stellt, an der Erschiessung russischer Rotgardisten beteiligt gewesen zu sein, ist sein gutes Recht. Es ist aber nicht sein gutes Recht, die Öffentlichkeit irrezuführen.
Herr Lehmann behauptet, in den Taschen der russischen Soldaten hätte man Dum-Dum-Geschosse gefunden. Wer ist das, „Man“? Zeugen nennen, Herr Lehmann. Solange Sie diese Zeugen nicht namhaft machen, erkläre ich Ihre Behauptung als falsch.
Herr Lehmann spricht von einem Todesurteil des Kriegsgerichtes. Was war das für ein Kriegsgericht? Wie setzte es sich zusammen? Wurden Zeugen vernommen? Beweise erbracht? Ähnelte das Gräfelfinger Kriegsgericht jenem Starnberger, das so aussah: ein Offizier präsentierte den Hohen Gerichtshof. Der Angeschuldigte wurde vorgeführt. Der Offizier fragte ihn, ob er X.Y. sei, und, nach diesem Geständnis, fällte der Hohe Gerichtshof ohne Zeit zu verlieren seinen Urteilsspruch. „Sie haben sich gegen die rechtmässige Regierung vergangen. Sie sind nach § y zum Tode verurteilt.“
Wie Herr Lehmann spricht, so sprechen sie immer. Liebknecht, Luxemburg, die Mechterstädter Arbeiter waren „geflohen“, Landauer hatte „provoziert“ u. s. w. Immer dieselbe Heuchelei. Jetzt soll der feigen, ungesühnten Ermordung von 53 wehrlosen Menschen das Mäntelchen fleckenloser Rechtsprechung umgehängt werden.
Meine Daueradresse:
Durch Frau Betty Frankenstein.
Berlin W 15.
Lietzenburgerstrasse 8
bei Mannheim.