Willy Haas (* 7. Juni 1891 in Prag; † 4. September 1973 in Hamburg) war ein deutscher Publizist, Filmkritiker und Drehbuchautor.
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Willy Haas (* 7. Juni 1891 in Prag; † 4. September 1973 in Hamburg) war ein deutscher Publizist, Filmkritiker und Drehbuchautor.
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#481 Brief an Willy Haas
Datierung | 1926-09-16 |
Absendeort | Sanary-sur-Mer, Frankreich |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | T1: Brief, 2 S., T T2: Brief, 2 S., T Kleinere Abweichungen in Umbruch und Formulierung wurden nicht berücksichtigt. Die einzige größere Variante ist im Apparat verzeichnet. |
Provenienz | AdK, Berlin, Ernst-Toller-Archiv, Nr. 94 (Kopie) |
Briefkopf | - |
Poststelle | - |
Personen |
Haas, Willy
Haas, Willy Mannheim, ? Toller, Ernst |
Institutionen |
Die literarische Welt (Berlin)
The Nation (New York City) The Spectator (London) The Manchester Guardian The American Hebrew (New York City) *The International Herald Tribune (New York City) Wiadomości Literackie (Warschau) |
Werke | Der entfesselte Wotan |
Ernst Toller
Daueradresse: durch Frau
Betty Frankenstein. Berlin
Lietzenburgerstrasse 8
bei Mannheim.
Sanary den 16. IX. 26
An die Redaktion der
Literarischen Welt.
Berlin.
Sehr geehrter Herr Haas!
Ich begrüsse Ihren Plan und nehme Ihre Einladung, die mich ehrt, gerne an. Sie haben Recht, in anderen Ländern, wie z. B. Frankreich, ist es üblich, dass Dichter die Bücher anderer Autoren, die sie schätzen, besprechen und dadurch fördern.
Ich bitte Sie, mir einige Fragen zu beantworten. 1) ich verstehe Sie doch recht, dass Ihnen daran liegt, es möge ein deutsches Buch besprochen werden. 2) bis zu welchem Termin muss das Manuskript in Ihren Händen sein? (ich bitte um eine möglichst lange Frist, da ich längere Zeit unterwegs sein werde.)
Erlauben Sie mir, sehr verehrter Herr Haas, Ihnen bei dieser Gelegenheit einige persönliche Worte zu sagen. Ich beobachte, dass „Die literarische Welt“ in jeder Nummer Hinweise auf übersetzte deutsche Bücher, auf Aufsätze in ausländischen Zeitungen und Zeitschriften über deutsche Autoren bringt. Es hat mich etwas kurios berührt, dass „Die literarische Welt“ niemals eines meiner Bücher erwähnte, obwohl in den letzten Monaten Ausgaben meiner Bücher in englischer, holländischer, dänischer und japanischer Sprache erschienen sind. Obwohl eine Reihe grosser ausländischer Zeitungen und Zeitschriften (The Nation, Spectator, The Manchester Guardian, The American Hebrew, Tribune, Wiadomosci Literackie u. a.) Aufsätze über meine Bücher brachten.
Als im Februar in Berlin meine Komödie aufgeführt wurde, brachte „Die literarische Welt“ eine Zeichnung, die ein Porträt von mir sein sollte, aber kein Wort kritischer Erwähnung.
Ich weiss, dass mir in Deutschland die Mehrzahl der Blätter nicht grün ist; sie dokumentieren es durch Schmutzspritzer oder durch Totschweigen. Ich würde diese Frage nicht berühren, aber ein mich überraschender Satz Ihres Briefes (Sie schreiben, dass Sie mich zu den repräsentativsten Dichtern der Gegenwart zählen) macht eine Klärung notwendig. Und noch ein zweiter Grund bestimmt mich dazu: ich halte „Die literarische Welt“ für kein Blatt, über das man mit Achselzucken hinweggehen kann.
Ich grüsse Sie in aufrichtiger
Hochschätzung
Ihr ergebener