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Erwin Friedrich Max Piscator (* 17. Dezember 1893 in Ulm, heute zu Greifenstein (Hessen) gehörig; † 30. März 1966 in Starnberg) war ein deutscher Theaterintendant, Regisseur und Theaterpädagoge. Piscator war ein einflussreicher Avantgardist der Weimarer Republik.

Wilhelm Herzog (* 12. Januar 1884 in Berlin; † 18. April 1960 in München) war ein deutscher Literatur- und Kulturhistoriker, Dramatiker, Enzyklopädist, Pazifist.

Otto Katz (* 27. Mai 1895 in Jistebnice, Okres Tábor, Österreich-Ungarn; † 3. Dezember 1952 in Prag) war ein österreichischer bzw. tschechoslowakischer Schriftsteller und Widerstandskämpfer.

Erwin Kalser (* 22. Februar 1883 in Berlin; † 26. März 1958 ebenda; gebürtig Erwin Kalischer) war ein deutscher Schauspieler und Theaterregisseur.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

#474 Brief an Betty Frankenstein

Datierung 1926-07-08
Absendeort Bandol, Frankreich
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 2 S., M + Kuvert

auf der Rückseite des Kuverts befinden sich mehrere Rechnungen

Provenienz DLA Marbach, Bestand A:Toller, Zugangsnr. 62.199/12
Briefkopf -
Poststelle 1926-07-07
Toulon
Personen Frankenstein, Betty
Piscator, Erwin
Herzog, Wilhelm
Bogs, Sonja
Katz, Otto
Kalser, Erwin
Toller, Ernst
Frankenstein, Betty

Liebe Betty,

Piscators kamen endlich in Paris an, aber mit ihnen … Wilhelm Herzog. Und kaum dass ich mich mit P. über Möglichkeiten unterhielt, merkte ich, daß H. ihn schon in Berlin überredet hatte, nach Bandol zu fahren, wo auch seine Freundin lebt. Was blieb zu tun? Wir landeten also in Bandol, gelegen zwischen Marseille und Toulon, au bord de la mer. – Das Hotel liegt an der großen Automobilstraße, den ganzen Tag rattern, hupen, kreischen Autos. Inzwischen ist eine Berliner Schauspielerin Sonja Bogs mit ihrem Mann Dr. Katz eingetroffen, für Freitag sagten sich telegraphisch Kalser, Frau und Kind an, wer noch kommt weiß ich nicht, die Küche ist miserabel, die Hitze – Also wieder ein Provisorium. brr.

P. (der aber schon Anfang August zurückreist) und ich verhandeln wegen eines kleinen Hauses in der Nähe. Wir nehmens bestimmt, wenn sich eine Frau findet, die wenigstens für paar Stunden kommt um die Zimmer aufzuräumen. Denn eine Köchin ist unauftreibbar.

Gearbeitet fast gar nicht, Wochen „verplempert“ u. s. w. u. s. w.

Aber was stimme ich da für Litaneien an – Wie mag es Ihnen gehen? Haben Sie sich erholt? Und nun der Tod dieser Frau. Wohnung suchen, Umziehen, welcher Krempel wartet Ihrer! Sans phrase, wäre ich in Berlin, ich erlaubte Ihnen das Rumlaufen nicht, diesmal würde ich Zimmer anschaun gehen. Für andere kann ichs ja.

Leben Sie wohl liebe Freundin. Bald hoffe ich Ihnen einen fröhlicheren Brief zu schreiben.

Vorläufige Adresse:

Bandol sur Mer (Var)

Hotel des Bains.

E. T.

8. Juli 26.