Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#451 Brief an Wilhelm Leupoldt
Datierung | 1926-02-23 |
Absendeort | Berlin, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T |
Provenienz | AdK, Berlin, Ernst-Toller-Archiv, Nr. 153 (Kopie) |
Briefkopf | - |
Personen |
Leupoldt, Wilhelm
Löwenberg, ? Toller, Ernst Leupoldt, Wilhelm |
Institutionen | Volksbühne Berlin |
Ernst Toller
Charlottenburg, Pension Steinplatz,
den 23. 2. 26
Lieber Genosse Leupoldt,
ich bin Dir aufrichtig dankbar für Deinen so guten Brief. Nur so erfahre ich von den Giftspritzern, die nicht nur dort verspritzt werden. Die Warnung des Bezirks ist abscheulich. Was führt man als Unterlagen an? Dass ich zur Vermittlung von Vorträgen bürgerliche Institutionen nehme und ihnen hohe Vergütungen zahle? Dazu ist zu sagen: Wenn in Dresden es die Volksbühne und Bildungsorganisationen ablehnten, einen Vortrag für mich zu arrangieren, ich aber wegen des Dresdener Theaterkraches gerade den Wunsch hatte, dort zu lesen, so war ich gezwungen, eine Buchhandlung, die mich darum gebeten hatte, mit dem Arrangement des Vortrages zu beauftragen.
Weiter: Die Buchhandlung oder ich hatten in Meissen M. 300 gefordert. Der Bezirk vergisst, dass ausdrücklich betont wurde, dass ich von vornherein auf die Hälfte des Honorars verzichten wolle und die Hälfte einem gemeinnützigen Zweck zugute kommen solle. Von dem übrigbleibenden Rest bekam die Buchhandlung ihre Vergütung, ausserdem musste ich damit meine Reisekosten decken. Mit meinen Forderungen ist es überhaupt so: wenn ich irgendwelche Geschäftsorganisationen mit dem Arrangement von Vorträgen beauftrage, weil ich sonst keine Möglichkeit habe, so verlange ich das was andere Autoren auch verlangen. Bei Arbeiterorganisationen nehme ich stets ein geringes Honorar oder von dem Honorar nur einen Teil.
Morgen fahre ich auf 6 Wochen ins Ausland. Ich kann schon darum jetzt nicht zu Euch kommen. Vielleicht ist es aber später möglich. Vielleicht wendet Ihr Euch an das Sekretariat der Volksbühne hier (Berlin NW, Am Königsplatz 7) und zwar an den Genossen Löwenberg, der so freundlich ist, von nun an alle Vortragssachen für mich zu erledigen. Wenn es irgendwie geht, wird er es möglich machen. An der Honorarfrage wird es niemals scheitern.
Dir und Deiner Frau herzliche Grüsse
Dein