Erich Grisar (* 11. September 1898 in Dortmund; † 30. November 1955 ebenda) war ein deutscher Arbeiterdichter, Journalist und Fotograf.
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Martin Andersen Nexø, auch Andersen-Nexö; eigentlich Martin Andersen (* 26. Juni 1869 in Christianshavn, Kopenhagen; † 1. Juni 1954 in Dresden) war ein dänischer Schriftsteller.
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Erich Grisar (* 11. September 1898 in Dortmund; † 30. November 1955 ebenda) war ein deutscher Arbeiterdichter, Journalist und Fotograf.
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#368 Brief an Erich Grisar
Datierung | 1924-04-22 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 3 S., M |
Provenienz | Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt, Dortmund, NL Erich Grisar, Sign. Grisar-Toller Nr. 4-8 |
Briefkopf | - |
Poststelle | 1924-04-24 Niederschönenfeld |
Personen |
Grisar, Erich
Nexø, Martin Andersen Grisar, Erich Toller, Ernst |
Institutionen | Festungshaftanstalt Niederschönenfeld |
Lieber Erich Grisar,
wem sollte ich lieber „Sie dürfen“ sagen. Freund, in Ihrem Büchlein hämmert Ihr eigenes Herz, das Herz eines innigen, lebensnahen, liebenden und liebenswerten Menschen. Und eines, von dem man die Gewißheit hat: er muß schreiben. Höre Du, nach diesem erlebten und gekonnten Bändchen glaube ich, daß Dir eine Aufgabe gesetzt ist, daß wir alle auf Dich und Dein Werk hoffen dürfen. Ich freue mich auf Deinen ersten Roman. Dort liegen wohl Deine stärksten Entfaltungsmöglichkeiten. Von Andersen Nexös simpler Tiefe steckt etwas in dir, keimhaft und verheißend. Laß wachsen, was wachsen möchte, reiße nichts aus seinem Erdreich, was des Blutstroms der Stille bedarf, was nach Reifen sich sehnt.
Das macht mich Dich so lieben: nichts vom Literaten ist an Dir, keine einzige verlogene Zeile fand ich. Diese Jahre haben mich empfindlich gemacht, nichts ist mir am Werk widerwärtiger als Gefühlshochstapelei – ich reagiere darauf mit physischem Schmerzgefühl. (Wieviel Verlogenheit segelt unter der Flagge „proletarische Kunst“!)
Erich, ich danke Dir für dein Bild.
Deine Augen erzählen von den Nächten des Nein- und den Morgen des Dennoch-Sagens. Aber wer kann um die Helle des Ja wissen, wer nicht um die Verzweiflung, um den lockenden Abgrund des Nein weiß.
Ich umarme Dich
Ernst Toller.
Fest Niederschönenfeld,
22.4.24