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Stefan Großmann (* 18. Mai 1875 in Wien; † 3. Januar 1935 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist. Er war Begründer und Herausgeber der politischen Wochenschrift Das Tage-Buch.

Paul Kornfeld (* 11. Dezember 1889 in Prag; † 25. April 1942 im Ghetto Litzmannstadt (Łódź)) war ein deutscher Dramaturg und Schriftsteller.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Stefan Großmann (* 18. Mai 1875 in Wien; † 3. Januar 1935 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller und Journalist. Er war Begründer und Herausgeber der politischen Wochenschrift Das Tage-Buch.

#358 Brief an Stefan Großmann

Datierung 1924-03-14
Absendeort Niederschönenfeld, Deutschland
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief

Provenienz Original nicht ermittelt.
Briefkopf -
Publikationsort Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 405).
Poststelle -
Personen Großmann, Stefan
Kornfeld, Paul
Toller, Ernst
Großmann, Stefan
Werke Der deutsche Hinkemann

14.3.24

An den Herausgeber des „Tagebuch“, Stefan Großmann.

Sie bitten mich um meine Meinung über Paul Kornfelds Aufsatz gegen die Kritiker. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen schrieb, als Sie mich aufforderten, ein Vorwort zu „Hinkemann“ für belehrbare Leute dem Tagebuch zu schicken, und hinzusetzten, Sie dächten insbesondere an Zeitungsleute?

Ich schrieb: Man kann einfältige Menschen überzeugen, aber nicht Menschen mit hundert Falten in jedem Gedanken und tausend Verkniffenheiten anstelle winzigen Gefühls. Die kompakte Masse der Berliner Kritiker war gemeint.

Ich habe Paul Kornfelds milden Aufsatz mit grimmigem Lachen gelesen. Er sei bedankt.

Berliner Kritiker sind die gescheitesten Menschen. Aus Gescheitheit sind sie geistlos, aus Gescheitheit instinktlos.

Ihre Gescheitheit läßt es nicht einmal zu, den einfachen Inhalt eines Dramas mit einfachen Worten zu erzählen. Daß sie von seinem Gehalt nichts spüren, verdenkt ihnen der Autor nicht.

Es gibt Berufskrankheiten. Aber sie sollen aus ihrer Krankheit keine Heldentugend machen. „Es gilt zu bekennen“. „Ich fürchte mich nicht“. „Ich bin so aufrichtig“. Und so weiter. Ich spreche, man merkt es, pro domo.

Die Berliner Hörer sind die dümmsten Menschen. Denn wie erklärte es sich sonst, daß sie die gescheitesten Menschen nicht ernst nehmen?