Stefan Zweig (* 28. November 1881 in Wien; † 23. Februar 1942 in Petrópolis, Bundesstaat Rio de Janeiro, Brasilien) war ein österreichischer Schriftsteller.
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#293 Brief an B.
Datierung | 1923-05-18 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief |
Provenienz | Original nicht ermittelt. |
Briefkopf | - |
Publikationsort | Briefe aus dem Gefängnis (TW, Bd. 3, S. 377). |
Poststelle | - |
Personen |
B.
Dukes, Ashley Zweig, Stefan Tal, Ernst Peter Fetsch, ? B. Toller, Ernst |
Werke | Die Maschinenstürmer |
Beschlagnahmter Brief
18.5.1923
An B.
Am 6. und 7. Mai war die Erstaufführung der Maschinenstürmer in London.
Erregt warte ich auf Nachricht. Am 7. Mai mittags Post. Ein Telegramm für mich? Nein.
Ich warte bis zum 10., 11. Die erste briefliche Nachricht kann am 11. da sein. Die Post bringt keinen Brief von Dukes. Sonnabend – nichts von Dukes. Montag – wieder nichts. Immer dasselbe. Herzensträgheit der Menschen in Freiheit. Briefe von meinem Verleger und von Stefan Zweig kommen. Sprechen beide von großem Erfolg in London.
Ich schreibe eine Karte an Dukes. „Es beunruhigt mich, von Ihnen keine Nachricht zu bekommen. Ich warte so auf Ihren Brief!“
Die Karte geht weg. Am Dienstag den 15. Mai, nachmittags werde ich zum Werkführer Fetsch gerufen: Die von Ashley Dukes gesandten Kritiken aus London werden wegen ihrer Fremdsprachigkeit beschlagnahmt, doch wird diesmal dem Festungsgefangenen Toller erlaubt, die Kritiken fortzuschicken.
Ich stand da … blickte Fetsch an, ballte die Fäuste, stand da, ohne zu begreifen. Trotz vier Jahren ständiger Demütigungen: Ohne zu begreifen.
Eine Woche der Erwartung, die „vorne“ wissen aus Briefen, wie ich warte. Und dann, nachdem der Brief drei Tage daliegt: Wird beschlagnahmt –