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Kurt Tucholsky (* 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Siegfried Jacobsohn (* 28. Januar 1881 in Berlin; † 3. Dezember 1926 in Berlin) war ein deutscher Journalist und Theaterkritiker jüdischer Abstammung.

Kurt Tucholsky (* 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

#224 Brief an Kurt Tucholsky

Datierung 1922-07-22
Absendeort Niederschönenfeld, Deutschland
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Postkarte, 2 S., M

Provenienz DLA Marbach, Bestand A:Tucholsky, Zugangsnr. 86.2224/5
Briefkopf -
Personen Tucholsky, Kurt
Reutershan, Otto
Reutershan, Walburga
Jacobsohn, Siegfried
Tucholsky, Kurt
Toller, Ernst
Institutionen Festungshaftanstalt Niederschönenfeld
Werke Die Maschinenstürmer

Herrn Dr. Kurt Tucholsky

Berlin-Friedenau

Kaiser Allee 79.

Sehr verehrter Herr Doktor Tucholsky,

ich wollte Ihnen erst antworten, bis ich „endgiltigen“ Bescheid hätte geben können, aber die Regelung „zieht sich.“ – Von der Frau des Genossen Reutershan ist noch kein Brief eingetroffen, die Unterbringung der vier Kinder wird Schwierigkeiten machen. Aber ich hoffe, es wird sich ein Ausweg finden, ich will an ihre Angehörigen, mit denen sie sich überworfen hat, schreiben. – Noch in dieser Woche bekommen Sie weitere Nachrichten. –

– Freilich spielen politische Nuancen keine Rolle (die spielen nur eine Rolle im Tratsch der Bonzen, der Gesättigten, der Müden, der Heilsblättchenschmierer). Der Genosse Reutershan ist organisiertes Mitglied der [K.] P. D., [ich] teile es mit nur damit Sie sehen, daß wir uns einig sind. –

Sie haben Karten zur Generalprobe erhalten? Die Direktion hatte sich bereit erklärt, Ihnen auf meinen Wunsch Karten zur Aufführung zu schicken. Ich finde das Verhalten der Direktion merkwürdig. Die Kritik von S. J. bekam ich nicht – aus Gründen der Hausordnung. „Die Maschinenstürmer“ sind ein proletarisches Stück, die Arbeiter fühlen es, das allein ist mir wesentlich. ([Das] Haus muß wirklich „mordend“ sein). – Bei der Amnestie sind wir ausgerutscht. Wochen kraftfressender Spannung liegen hinter uns. Erbärmlicher Kuhhandel der Sozial-Parteien – herzlich grüßt Sie Ihr

Ernst Toller.

Ernst Toller, Fest Niederschönenfeld

(Bayern) 22. Juli 22

Apparat

Generalprobe] Tollers Maschinenstürmer wurden am 30.6. 1922 uraufgeführt. Die Generalprobe fand wohl am Abend davor statt.

Die Kritik von S. J.] D. i. Siegfried Jacobsohn: Die Maschinenstürmer. In: Weltbühne, 18 (1922), Nr. 27 vom 6.7., S. 15f. (Spalek 3064). Jacobsohns Urteil ist vernichtend: „Daß ein Drama nichts taugt – welche Pein, das einem Autor zu sagen, dem man die bittere Gefangenschaft liebend gerne versüßen würde!“.

Bei der Amnestie sind wir ausgerutscht.] Die Rathenau-Amnestie („Gesetz über Straffreiheit für politische Straftaten“) wurde am 21.7.1922 gemeinsam mit dem Republikschutzgesetz (Verbot republikfeindlicher Organisationen) als Reaktion auf die Ermordung Walther Rathenaus erlassen. Keiner der Erlasse wurde jedoch in Bayern umgesetzt.