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Felix Hollaender (* 1. November 1867 in Leobschütz/Schlesien; † 29. Mai 1931 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Kritiker, Dramaturg und Regisseur.

Jürgen Karl Geibel Fehling (* 1. März 1885 in Lübeck; † 14. Juni 1968 in Hamburg) war ein deutscher Theaterregisseur und Schauspieler.

Friedrich Martin Adalbert Kayssler, auch Friedrich Kayßler (* 7. April 1874 in Neurode; † 24. April 1945 in Kleinmachnow bei Berlin) war ein deutscher Schauspieler sowie Schriftsteller und Komponist.

Francisco José de Goya y Lucientes (* 30. März 1746 in Fuendetodos, Aragón, Spanien; † 16. April 1828 in Bordeaux) war ein spanischer Maler und Grafiker des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts.

Pieter Brueghel der Jüngere (auch Breughel oder Breugel; * zwischen 23. Mai und 10. Oktober 1564 in Brüssel; † zwischen März und April 1638 in Antwerpen), genannt de Helse Brueghel oder Höllenbrueghel, war ein brabantischer Genremaler. Er wirkte in der Zeit des Übergangs von der Spätrenaissance zum Frühbarock.

Jacques Callot (* 1592 in Nancy; † März 1635 ebenda) war ein lothringischer Zeichner, Kupferstecher und Radierer.

Martin Beradt (* 26. August 1881 in Magdeburg; † 26. November 1949 in New York City) war ein deutscher Schriftsteller und Jurist.

Gustav Kiepenheuer (* 10. Juni 1880 in Wengern; † 6. April 1949 in Weimar) war ein deutscher Verleger.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

#162 Brief an Oskar Anwand

Datierung 1921-10-30
Absendeort Niederschönenfeld, Deutschland
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 4 S., M

Provenienz Märkisches Museum, Berlin, NL Ernst Toller, Sign. V 64_772 Rd
Briefkopf -
Poststelle -
Personen Anwand, Oskar
Tal, Ernst Peter
Pfeffer, ?
Hollaender, Felix
Fehling, Jürgen
Kayssler, Friedrich
Goya, Francisco de
Brueghel, Pieter der Jüngere
Callot, Jacques
Beradt, Martin
Kiepenheuer, Gustav
Anwand, Oskar
Toller, Ernst
Institutionen Verlag E. P. Tal
Volksbühne Berlin
Gustav Kiepenheuer Verlag
Großes Schauspielhaus (Berlin)
Werke Masse Mensch
Die Maschinenstürmer
Der deutsche Hinkemann

Sehr geehrter Herr Doktor Anwand,

ich bin froh, durch Ihren Brief vom 26. Okt. Gelegenheit zu bekommen, Ihnen über eine Angelegenheit Aufklärung zu geben, die aufzuklären ich den größten Wunsch habe.

Sowie ich von meinem Verleger Tal – Wien die Nachricht erhielt, daß sein Generalvertreter Pfeffer den Bühnenvertrieb der „Maschinenstürmer“ übernommen habe, wandte ich mich an Pfeffer mit der Bitte, Ihnen sogleich einen Bürstenabzug zu schicken. Daraufhin sandte Pfeffer, wie ich aus Ihren Zeilen ersehe, Ihnen das Schreiben vom 1. Oktober. – Ich hörte nichts mehr von Pfeffer bis zu dem Tage, da er mir den bevorstehenden Abschluß mit dem Großen Schauspielhaus mitteilte. Meine Antwort enthielt einen nochmaligen Hinweis auf die „Volksbühne“. Kurz darauf erreichte mich ein Eilbrief Pfeffers, der mich vom vollzogenen Abschluß mit Felix Hollaender in Kenntnis setzte. – So glücklich mich, wie auch Sie verstehen werden, diese Kunde machte, konnte ich ein Bedauern doch nicht unterdrücken, daß die Volksbühne scheinbar kein besonderes Interesse für die „Maschinenstürmer“ gezeigt hatte. Durch Sie erfahre ich nun, daß Pfeffer Ihnen die Maschinenstürmer gar nicht vorgelegt hat!! Ich werde nicht verfehlen, Pfeffer gegenüber meiner Verwunderung und meinem Unmut Ausdruck zu geben.

Wäre ich nicht hier so behindert, könnten solche Dinge nicht vorkommen. –

Sie wissen sicherlich, wie sehr mir die Entwicklung der Volksbühne, als des berufenen Organs des proletarischen Willens zur Kunst am Herzen liegt und ich wünschte nichts sehnlicher, als durch schaffende Mitarbeit dieser Entwicklung zu dienen. Einen Tag, bevor Ihr Brief ankam, hatte ich an Jürgen Fehling geschrieben, ich wolle mein neues dreiaktiges Schauspiel „Die Hinkemanns“ (oder „das Ehepaar Hinkemann“ – der Titel steht noch nicht fest) zuerst Friedrich Kayßler einreichen. – Wenn Sie Wert darauf legen, werde ich das Stück, bevor ich es (seinerzeit) dem Verleger zum Druck übergebe, Ihnen einsenden. (Ich glaube in diesem Schauspiel mein „Geschlossenstes“ geschaffen und endlich den Stil gefunden zu haben, um den ich seit Jahren kämpfe, und der mir gemäß ist).

Wenn ich nur erst wieder arbeitsfähig wäre. Ich habe um Urlaub eingegeben. Das Gesuch „läuft“. Aber ob es genehmigt wird? … . – Friedrich Kayßler war so freundlich, mir ein Programmheft zu schicken. Ich lese darin einen mich ehrenden Aufsatz, der von Ihnen verfaßt ist. Zweierlei möchte ich Ihnen sagen, das Ihrer Einfühlung Bestätigung sein wird: Im ersten Entwurf von „Masse Mensch“ war die letzte Szene eine symbolische, visionäre Szene der Verklärung Sonjas.

Eine Zeichnung Goyas (unterzeichnet „¡Y aún no se van!“) begleitet mich seit meinem 17. Lebensjahr. (Wie Goya als Zeichner, neben dem Höllen-Brueghel und Callot, die beide ich erst in diesem Jahr kennen lernte, mich stets mit gleicher Intensität „ packt “).

– Für die Übersendung der Eintrittskarten an die von mir angegebenen Adressen meinen besten Dank! – – –

Wie es mit Kiepenheuer steht, werden Sie von Dr. Beradt erfahren haben. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie wegen der Honorarangelegenheit mit Dr. Beradt in Verbindung blieben. Es gibt eine edlere Aufgabe, als der Konkursmasse des Herrn Kiepenheuer Leistungen zuzuführen, von denen ich später nur Bruchteile wiederzusehen Aussicht habe.

Mit den besten Empfehlungen,

Ihr sehr ergebener

Ernst Toller.

Fest. Niederschönenfeld

30. Okt. 21.