Friedrich Martin Adalbert Kayssler, auch Friedrich Kayßler (* 7. April 1874 in Neurode; † 24. April 1945 in Kleinmachnow bei Berlin) war ein deutscher Schauspieler sowie Schriftsteller und Komponist.
WIKIPEDIA
Tilla Durieux, eigentlich Ottilie Godeffroy (* 18. August 1880 in Wien; † 21. Februar 1971 in West-Berlin) war eine österreichische Schauspielerin und Hörspielsprecherin.
WIKIPEDIA
Meister Eckhart (auch Eckhart von Hochheim; * um 1260 in Hochheim oder in Tambach; † vor dem 30. April 1328 in Avignon) war ein einflussreicher spätmittelalterlicher Theologe und Philosoph.
WIKIPEDIA
Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
WIKIPEDIA
#153 Brief an Friedrich Kayssler
Datierung | 1921-09-12 |
Absendeort | Niederschönenfeld, Deutschland |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., M |
Provenienz | Märkisches Museum, Berlin, NL Ernst Toller, Sign. V 64_722 Rb |
Briefkopf | - |
Poststelle | - |
Personen |
Kayssler, Friedrich
Durieux, Tilla Meister Eckhart Toller, Ernst Kayssler, Friedrich |
Institutionen |
Lessingtheater (Berlin)
Festungshaftanstalt Niederschönenfeld |
Werke | Masse Mensch |
Sehr verehrter Herr Kayßler,
seit vielen Wochen ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen zu schreiben; Umstände, die unabhängig von meinem Willen sind, hinderten mich daran.
Ich danke Ihnen sehr herzlich, daß Sie meinem Drama „Masse Mensch“ Mittler sein wollen! Es ist mir eine ganz besondere Freude, daß gerade in Ihrem Haus das Werk Leben erhalten soll.
Mir ist die Stunde unvergeßlich, da ich, aus dem Gemetzel verirrter Menschheit zurückkehrend, im Lessingtheater zum ersten Mal Ihre Gestaltung des „Peer Gynt“ erleben durfte. Nach Zeiten innerer Verzweiflung, Unrast, ungebärdiger Kraft war in mir ein Atmen der erfüllten Stille, die Schau des „oberen Gesichts der Seele“ (wie Meister Eckhart sagt) „das in der Ewigkeit steht und nichts mit der Zeit zu schaffen hat und nichts von der Zeit und vom Leibe weiß.“ –
Ich werde das Drama wohl nicht auf der Bühne sehen. Nicht allein der Gedanke, daß das Werk dem Schaffenden nicht mehr „gehört“, und er in einem höheren Sinn kein Recht mehr darauf hat, läßt keine bedrückende Trauer aufkommen, der Gedanke trotz Gefängnismauern zu den Menschen sprechen, wirken zu können ist ein immer neuer Quell innerer Schwungkraft. – –
Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir schreiben wollten, wann das Drama aufgeführt wird.
Frau Tilla Durieux war im vorigen Jahr bereit, die Rolle der Frau Gestalt zu geben. Ich würde es begrüßen, wenn eine Möglichkeit dafür bestünde. –
Wer wird das Stück inszenieren? Ist eine bestimmte Besetzung schon vorgesehen?
Ich bitte zu verzeihen, wenn ich mit diesen Fragen lästig falle.
In hoher Achtung und Schätzung grüße ich Sie,
Ihr sehr ergebener
Ernst Toller.
Festungsgef. Niederschönenfeld,
12. Sept. 21