Hermann Kesten (* 28. Januar 1900 in Podwołoczyska, Galizien, Österreich-Ungarn, dem heutigen Pidwolotschysk in der Ukraine; † 3. Mai 1996 in Basel) war als Schriftsteller einer der Hauptvertreter der literarischen „Neuen Sachlichkeit“ während der 1920er Jahre in Deutschland.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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Hermann Kesten (* 28. Januar 1900 in Podwołoczyska, Galizien, Österreich-Ungarn, dem heutigen Pidwolotschysk in der Ukraine; † 3. Mai 1996 in Basel) war als Schriftsteller einer der Hauptvertreter der literarischen „Neuen Sachlichkeit“ während der 1920er Jahre in Deutschland.
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#1234 Brief an Hermann Kesten
Datierung | 1934-10-16 |
Absendeort | London, Großbritannien |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 2 S., T |
Provenienz | UT, Harry Ransom Center, Ernst Toller Papers |
Briefkopf | - |
Personen |
Kesten, Hermann
Kesten, Toni Toller, Ernst Kesten, Hermann |
Institutionen | Gate Theatre Studio (London) |
Werke |
Wunder in Amerika
Seven Plays |
Ernst Toller
1. Lambolle Road,
London N.W.3.
16. Oktober 1934.
Lieber Kesten,
Nach meiner Rückkehr finde ich Ihre beiden Briefe. Vielen Dank. Schade, dass Sie nicht mit in Sowjetrussland waren. Selbst Ihr skeptisches Herz hätte sich erwärmt. Im Reich der Literatur werden die Menschen einsichtiger. Auf dem Kongress wurde mit den Dummköpfen abgerechnet, man hat eingesehen, dass Gesinnung allein noch keine Literatur schafft. Man rief nach Stil und Form, man verdammte Klischees und Schwarz-Weiss-Zeichnungen und scheint gelernt zu haben, dass die Dummheit in der Maske politischer Literatur der Revolution nicht ungefährlich ist.
Die Reise durch die Ukraine, Georgien, Aserbaidschan usw. war sehr interessant und lehrreich. Ich werde darüber schreiben und Ihnen die Aufsätze schicken.
Gestern abend sah ich eine recht gute Aufführung von unserem „Wunder in Amerika“ (unvergleichlich besser als die Mannheimer). Mit Rührung dachte ich an die Stunden gemeinsamer Arbeit am Stölpchensee, und an Ihre asketischen Räusche.
Das Stück wurde vom Zensor verboten, aber da das Gate-Theatre ein „geschlossenes“ Theater ist, kann das Stück drei Wochen lang gespielt werden. Erwarten Sie indessen keine grossen Tantiemen. Es wird kaum mehr als ein paar Pfund dabei herausspringen.
In der nächsten Zeit erscheinen meine gesammelten Dramen. Auch in diesem Buche ist Ihr Stück erhalten, so habe ich die Hoffnung, dass meine eigenen Stücke durch Ihren Namen das Zeitliche überdauern werden.
Hier ist es recht kalt. Ich möchte keinesfalls den Winter über in London bleiben. Ob ich in die Nachbarschaft auf’s Land ziehe oder zu Ihnen komme, ist noch ungewiss. An Nizza stört mich das Städtische und das sekündliche Rattern der grossen Automobile.
Herzlichst grüsst Sie, Ihre Frau und
alle Freunde
Ihr