Johannes Robert Becher (* 22. Mai 1891 in München; † 11. Oktober 1958 in Ost-Berlin) war ein deutscher expressionistischer Dichter und Politiker, Minister für Kultur sowie erster Präsident des Kulturbundes der DDR.
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Ernst Johannes Fritz Thälmann (* 16. April 1886 in Hamburg; † 18. August 1944 im KZ Buchenwald) war ein deutscher Politiker in der Weimarer Republik. Er war von 1925 bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die er von 1924 bis 1933 im Reichstag vertrat und für die er in den Reichspräsidentenwahlen von 1925 und 1932 kandidierte.
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Rudolf Olden (* 14. Januar 1885 in Stettin; † 18. September 1940 im Atlantik) war ein deutscher Journalist und Rechtsanwalt. Er war eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens der Weimarer Republik.
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Herbert George Wells (meist abgekürzt H. G. Wells; * 21. September 1866 in Bromley; † 13. August 1946 in London) war ein englischer Schriftsteller, Historiker, Soziologe und Pionier der Science-Fiction-Literatur.
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Ludwig Renn (* 22. April 1889 in Dresden; † 21. Juli 1979 in Berlin; eigentlich Arnold Friedrich Vieth von Golßenau) war ein deutscher Schriftsteller.
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Carl von Ossietzky (* 3. Oktober 1889 in Hamburg; † 4. Mai 1938 in Berlin) war ein deutscher Journalist, Schriftsteller und Pazifist. Als Herausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne wurde er im international aufsehenerregenden Weltbühne-Prozess 1931 wegen Spionage verurteilt, weil seine Zeitschrift auf die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufmerksam gemacht hatte. Ossietzky erhielt 1936 rückwirkend den Friedensnobelpreis für das Jahr 1935.
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Paul Joseph Goebbels (* 29. Oktober 1897 in Rheydt; † 1. Mai 1945 in Berlin) war einer der einflussreichsten Politiker während der Zeit des Nationalsozialismus und einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers.
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Filippo Tommaso Marinetti (* 22. Dezember 1876 in Alexandria, Ägypten; † 2. Dezember 1944 in Bellagio, Italien) war ein italienischer Schriftsteller, faschistischer Politiker und Begründer des Futurismus.
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Erich Kurt Mühsam (6. April 1878 in Berlin – 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg) war ein anarchistischer deutscher Schriftsteller, Publizist und Antimilitarist. Am 10. Juli 1934 von der SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordet.
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Ernst Torgler (* 25. April 1893 in Berlin-Kreuzberg; † 19. Januar 1963 in Hannover) war ein deutscher Politiker (KPD) und Mitangeklagter im Reichstagsbrandprozess.
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Adolf Hitler (* 20. April 1889 in Braunau am Inn, Österreich-Ungarn; † 30. April 1945 in Berlin) war von 1933 bis 1945 Reichskanzler und Diktator des Deutschen Reiches.
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Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.
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#1163 Brief an Johannes Robert Becher
Datierung | 1934-07-17 |
Absendeort | London, Großbritannien |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 3 S., T |
Provenienz | T1: UT, Harry Ransom Center, Ernst Toller Papers T2: RGALI, fond 631, inv. 13, doc. 50 |
Briefkopf | - |
Poststelle | - |
Personen |
Becher, Johannes Robert
Thälmann, Ernst Olden, Rudolf Wells, Herbert George Renn, Ludwig Hirsch, Werner Ossietzky, Carl von Goebbels, Joseph Meier, Peter Marinetti, Filippo Tommaso Kolzow, Michail Jefimowitsch Mühsam, Erich Torgler, Ernst Hitler, Adolf Toller, Ernst Becher, Johannes Robert |
Institutionen |
PEN-Club
Intourist Verband der sowjetrussischen dramatischen Autoren |
Werke |
Masse Mensch
[Rede vor dem P.E.N.-Kongress in Warschau] |
Ernst Toller
83, Finchley Road,
London N. W. 8.
17. Juli 1934.
Lieber Becher,
Dank für Deine Briefe vom 26. 6. und 3. 7., die ich erst jetzt bekommen habe. Bitte schicke mir einige Belegexemplare an meine Adresse. (Wenn möglich auch das Honorar.) Du erwähnst einen Brief, den Du vor längerer Zeit an mich geschrieben hast. Ich habe ihn nie bekommen. Ich glaube nicht, dass es möglich sein wird, Gelder aufzutreiben. Es hält schon schwer genug, Geld für unsere gefangenen Freunde in Deutschland zu bekommen.
Du wirst inzwischen wohl gehört haben, dass Wells nach Moskau kommt und die sowjetrussischen Schriftsteller auffordern will, in den PEN-Klub einzutreten. (Ein Antrag, den ich vor drei Jahren in Warschau stellte.) Ich halte es für richtig, dass unsere Kameraden die Einladung annehmen – ohne sich Illusionen über den Pen-Klub zu machen. Er wäre als Tribüne nützlich, besonders gelegentlich der Kongresse, über die fast alle grossen Blätter berichten.
Emigrierte deutsche Schriftsteller können in die Emigrantengruppe eintreten, deren Sekretär Rudolf Olden,
13, Mansons Place
Queens Gate,
London S. W. 7.
ist. Du müsstest an Olden schreiben. Ich würde es sehr begrüssen.
Gelegentlich des letzten Kongresses brachte ich eine Resolution für die inhaftierten Schriftsteller ein und sprach über deren Lage, (besonders über Renn, Ossietzky, Werner Hirsch u. s. w., auch über Thälmann), sowie über den Goebbels’schen Kampf gegen die Werke emigrierter Schriftsteller. Die Resolution wurde angenommen, als Delegierter der Nazis wirkte ein Schweizer namens Peter Meier, der um die Resolution zu Fall zu bringen, mich persönlich angriff. Ich hätte kein Recht für die Befreiung der Schriftsteller einzutreten, da ich 1919 selbst Schriftsteller verhaftet hätte. Ausserdem dürfte sich der PEN-Kongress nicht in innerdeutsche Angelegenheiten einmischen. Diese Art des Kampfes war sogar der bürgerlichen Mehrheit des PEN-Kongresses zuviel und man erlaubte Herrn Meier nicht, seine Angriffe fortzusetzen. Etwas sehr Interessantes ereignete sich. Der faszistische Delegierte Marinetti stimmte für die Befreiung der deutschen Schriftsteller. Man müsste ihn nun an die antifaszistischen Schriftsteller erinnern, die in Italien im Gefängnis sitzen.
Ich möchte gern gelegentlich für eine kurze Zeit wieder nach Russland kommen. Vielleicht fahre ich mit dem Schiff, das zu den Theaterfestspielen am 25. 8. von London abfährt. Aber erst muss ich mein Reisepapier haben. Du weisst wohl, dass mir die Hitlerbande den Pass gestohlen hat?
Etwas möchte ich gern von Dir erfahren. Ich habe bei dem Verband der sowjetrussischen Dramatiker und bei Kolzow einige 1000 Rubel liegen. Könnte ich nicht damit meine Reise bezahlen? In diesem Fall müsste auch an das hiesige Intourist-Büro geschrieben werden.
Bedauerlich ist, dass man hier in England ziemlich isoliert arbeitet. Man kann schon dies und jenes tun. Heute abend spreche ich bei einer Aufführung von „Masse Mensch“ über den Mord an Mühsam und die Gefahr, in der Thälmann und Torgler, Ossietzky und Renn leben. Ich hoffe zu erreichen, dass eine Delegation von Quäkern nach Berlin fährt. (Wird geschehen)
Olden und ich arbeiten daran, ein Komitee zu schaffen, das sich dauernd mit dem Schicksal unserer gefangenen Genossen befassen soll. Wir hoffen, Leute bis zur Rechten zu gewinnen.
Es wäre heute wichtiger denn je, die emigrierten, aktiven Schriftsteller enger zusammenzufassen und vor allem sie zu bestimmten Arbeiten heranzuziehen. Ich sehe nicht, dass das geschieht.
Herzlichst grüsst Dich
Dein
Ernst Toller.
Bitte schreibe mir
Deine Adresse.
Eben lese ich, dass der Kongress der sowjetrussischen Schriftsteller am 15. August beginnt. Könntet ihr mich einladen?