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Thomas Mann (* 6. Juni 1875 in Lübeck; † 12. August 1955 in Zürich) war ein deutscher Schriftsteller. Er emigrierte 1933 in die Schweiz und 1939 in die USA.

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Thomas Mann (* 6. Juni 1875 in Lübeck; † 12. August 1955 in Zürich) war ein deutscher Schriftsteller. Er emigrierte 1933 in die Schweiz und 1939 in die USA.

#1064 Brief an Thomas Mann

Datierung 1933-12-09
Absendeort London, Großbritannien
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 1 S., T

Provenienz Thomas-Mann-Archiv, ETH Zürich, B-II-TOLL-2
Briefkopf -
Publikationsort D1: Blätter der Thomas Mann Gesellschaft Zürich, Nr. 13, 1973, S. 25.
D2: An Thomas Mann. London, 9.12.1933. In. Thomas Mann: Briefwechsel mit Autoren. Hrsg. v. Hans Wysling. Frankfurt/Main: S. Fischer 1988, S. 424f.
Personen Mann, Thomas
Toller, Ernst
Mann, Thomas

Ernst Toller

Carlton Court, Pall Mall Place

London S.W.1, den 9. Dezember 1933.

Herrn Thomas Mann

Küsnacht

Schweiz

Lieber hochverehrter Herr Thomas Mann,

Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen und ermutigenden Worte. Sie haben recht. Aber erlauben Sie mir eine Einschränkung. Sie schreiben, es ist den Deutschen bei allem, was heute geschieht, um ihre Seele zu tun. Um Religiöses. Ich möchte nicht „den Deutschen“ sagen. Eher „der deutschen Jugend“. Der Kamarilla, die regiert, ist es um Macht zu tun und nur um Macht. Um die Freude an der Macht und ihre niederen Möglichkeiten. Eine lüsterne Freude, die sich an der Zerstörung des Schwächeren, des Wehrlosen weidet. Impotent wie alle Lüsternheit, darum ihr Hass gegen den Geist.

Der Religiöse. Wieviel Schreckliches hat er in der Historie angerichtet, wenn er nicht nur sein persönliches Seelenheil im Auge hat. Wenn er vorgibt, für das Seelenheil aller zu kämpfen. Dann verwandelt sich seine Moralität in Unmoral, seine Nächstenliebe in Nächstenhass, seine Demut in Machtwahn und Caesarenrausch.

Zwei Worte in Ihrem Brief haben mich tief getroffen. Sie schreiben von den seelenvollen Rohheiten, die diese Männer begehen. Das ist wirklich das Furchtbare. Sie begehen ihre Rohheiten „mit Seele“.

Ich grüsse Sie herzlich. Ich fahre jetzt für einige Wochen aufs Land. Ich freue mich auf die stillen Stunden, in denen ich Ihr neues Buch lesen werde.

Alles Gute für Sie und Ihr Haus.

Ihr sehr ergebener

Ernst Toller.