Alexander Friedrich Ladislaus Roda Roda (* 13. April 1872 in Drnowitz, Mähren als Sándor Friedrich Rosenfeld; † 20. August 1945 in New York) war ein österreichischer Schriftsteller und Publizist.
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Alexander Friedrich Ladislaus Roda Roda (* 13. April 1872 in Drnowitz, Mähren als Sándor Friedrich Rosenfeld; † 20. August 1945 in New York) war ein österreichischer Schriftsteller und Publizist.
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#1021 Brief an Alexander Roda Roda
Datierung | 1933-08-04 |
Absendeort | Dubrovnik, Jugoslawien (heute: Dubrovnik, Kroatien) |
Verfasser | Toller, Ernst |
Beschreibung | Brief, 10 S., M |
Provenienz | Deutsches Exilarchiv 1933-1945, Frankfurt am Main, EB autogr. 347 |
Briefkopf | Ernst Toller |
Personen |
Roda Roda, Alexander
Roda Roda, Alexander Toller, Ernst |
Werke | Eine Jugend in Deutschland |
(4. VIII. 33)
Dubrovnik-Lapad, Pension Natalija
Lieber verehrter Herr Roda Roda,
ich finde es reizend von Ihnen, daß Sie alle jugoslawischen Zeitungen mit den Berichten über Ragusa sammelten und mir schickten – Oft habe ich in den letzten Monaten von Ihnen gesprochen, Sie haben zahllose Freunde hier. Der dichterische Realismus Ihrer Balkan-Geschichten ist mir, nachdem ich das Land ein wenig bereist habe, in seiner Stärke erst jetzt „aufgegangen“. Ich habe Land und Volk lieben gelernt, den uneuropäischen „unizivilisierten“ Süden zärtlicher noch als die assimilierten Städte des Nordens. Man hat mich überall mit phantastischer Herzlichkeit aufgenommen, in Cetinje (!) kauften die jungen Burschen mir einen Ring, in Podgoritza kamen sie in Scharen vor mein Hotel (ich glaube, es hieß New York), in Vrujci Banja schenkten mir die Schuhmacher ein Paar Opanken. (Als ich nach der ersten Freude feststellte, daß die Opanken 6 Nummern zu groß waren (ich hätte Elefantenpedale haben müssen), sagte mir der, der sie in einer Nacht gefertigt hatte, ich solle sie doch tragen, es seien die schönsten, die er je in seinem Leben gearbeitet habe.)
All das ist so schön, aber es tröstet nicht über den schrecklichen Wahnsinn, der Deutschland regiert. Und ich glaube nicht an eine kurze Dauer. Heute entscheiden, für Jahre, die M.G.s der P.g.s.
Ich lebe seit Wochen in Lapad. Grad habe ich ein neues Buch beendet, es heißt „Eine Jugend in Deutschland“, ein schonungsloser Rückblick, wir dürfen unsere bodenlosen Fehler nicht verschweigen. Ich hatte schon einen schweizer Verlag (Orell Füssli), da drohten die Nazis, sie würden alle andern Bücher von ihm in Deutschland boykottieren, wenn er meins publizierte, der Vertrag ging in die Brüche. –
Wie leben Sie, wie geht es Ihrer lieben Frau, Ihrer Tochter? Schreiben Sie einmal Ihrem Sie aufs herzlichste grüßenden
Ernst Toller.