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Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski (* 11.jul./ 23. November 1875greg. in Poltawa, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine; † 28. Dezember 1933 in Menton, Frankreich) war im nachrevolutionären Russland Volkskommissar für das Bildungswesen (NARKOMPROS).

Ernst Toller (*1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York) war ein deutscher Schriftsteller, Politiker und linkssozialistischer Revolutionär.

Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski (* 11.jul./ 23. November 1875greg. in Poltawa, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine; † 28. Dezember 1933 in Menton, Frankreich) war im nachrevolutionären Russland Volkskommissar für das Bildungswesen (NARKOMPROS).

#1016 Brief an Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski

Datierung 1933-07-14
Absendeort Dubrovnik, Jugoslawien (heute: Dubrovnik, Kroatien)
Verfasser Toller, Ernst
Beschreibung

Brief, 1 S., T

Provenienz RGALI, fond 279, doc. 488
Briefkopf Ernst Toller
Personen Lunatscharski, Anatoli Wassiljewitsch
Toller, Ernst
Lunatscharski, Anatoli Wassiljewitsch
Institutionen Gosisdat
Theater am Schiffbauerdamm (Berlin)
Querido Verlag
Werke Feuer aus den Kesseln
Eine Jugend in Deutschland
Die blinde Göttin

Pension Natalija

Dubrovnik Lapad

Jugoslavien

14.7.33

Verehrter Genosse Lunatscharski,

ich komme heute mit einer grossen Bitte zu Ihnen. Im letzten Jahrzehnt erschienen in versch. Verlagen die meisten meiner Dramen in Einzel-Ausgaben. Sie sind, wie ich feststellen konnte, vergriffen. Wäre es nicht möglich, dass ein Band meiner gesammelten Dramen im „Gosisdat“ erscheinen könnte? Ich wäre dankbar, wenn Sie, verehrter Genosse, dazu eine Vorrede schrieben.

Nach meiner Kenntnis sind meine letzten beiden Stücke „Feuer aus den Kesseln“ (Sie hatten Gelegenheit die Aufführung in Berlin im Theater am Schiffbauerdamm zu sehen) und „Die blinde Göttin“ weder gespielt, noch in Buchform erschienen. Wäre nicht jetzt die Zeit, um ein Drama wie „Feuer aus den Kesseln“ in U.S.S.R. zu spielen?

Ich habe in diesen ersten Monaten des Exils ein autobiographisches Buch „Eine Jugend in Deutschland“ beendet, das in einem holländischen Verlag erscheinen soll.

Da ich an entscheidenden Ereignissen in Deutschland teilnahm und diese Ereignisse dramatisch zu zeichnen versuche, glaube ich, dass das Buch mehr ist als ein privates Bekenntnis, nämlich ein Stück Zeitgeschichte. Ich lasse Ihnen die Fahnen des Buches bald schicken.

Ich bleibe bis Anfang September hier, dann fahre ich zu Vorträgen nach Paris und London, die von Hilfskomitees für die von den Nazis Verfolgten veranstaltet werden.

Ich grüsse Sie herzlich und in Verehrung

Ernst Toller.